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Nabila Malalai Attar aus Hamburg ist die Projektstipendiatin „Mach den Kiosk!“ 2020. Das hr.fleischer e.V. Projektstipendium ist dem Andenken der am 24. März 2015 tragisch zu Tode gekommenen Künstlerin Juliane Noack gewidmet, die eines der Gründungsmitglieder des Vereins war. In diesem Jahr wird das Stipendium zum vierten Mal vergeben. Professionelle Kunstschaffende sind eingeladen, für den ehemaligen Zeitungskiosk ein Kunstprojekt zu realisieren, das auf diesen Ort zugeschnitten ist.
Nabila Malalai Attar
Projektstipendiatin „Mach den Kiosk!“ 2020
Ausstellung „Djinn“
Öffentliche Aufbauphase 27.10. bis 6.11.2020
Vernissage: 06.11.2020, 19 Uhr
Finissage: 28.11.2020, 17-22 Uhr (im Rahmen der Langen Nacht der Galerien Halle (Saale))
Kurzfristige Änderungen aufgrund der Corona-Situation sind möglich.
Im Rahmen Ihres einmonatigen Projektstipendiums setzt Nabila Attar ihr Ausstellungsprojekt im Kiosk am Reileck in Halle (Saale) um. Ihr Projekt „Djinn“, welches sie als „eine Art orientalistische Camouflage unter spielerischer Verwendung von Klischees“ versteht, hat die Jury überzeugt. Den türkisch-mittelpersischen Ursprung des Wortes „Kiosk“ aufgreifend, macht sie diesen hybriden Ort am Kiosk am Reileck zum überbordenden Anziehungspunkt und Ort der Introspektion mit fluiden und mystischen Elementen.
Die Dschinn wurden in der islamischen Mythologie aus rauchlosem Feuer erschaffen. Sie können dämonisch, aber auch Schutzgeist oder genius loci sein, körperlos oder anthropomorph. In der Volksmythologie können sie Wünsche erfüllen oder in den Wahnsinn treiben. Trotzdem sie übersinnliche Wesen sind, sind sie den Menschen nicht unähnlich und unter islamischen Theologen aufgrund des sie umgebenden Aberglaubens umstritten. So wollen einige reformistische Ansätze in der Erwähnung der Dschinn im Koran eine Personifizierung von Bakterien sehen, welche unter Hitzeeinfluss Krankheiten verursachen und entsprechend im Volksglauben von einem Menschen „Besitz ergreifen“ können.
Zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Dschinn gehört denn unter anderem auch das Hamam, also das orientalische Bad. Die Installation selbst ist in Anlehnung an ein Hamam, bzw. Badezimmer konzipiert, welches als ein Ort, der Intimität und Alltagsritual vereint, zur Introspektion oder in diesem Fall zur Einsichtnahme einlädt, gleichzeitig aber auch ein Verwirrspiel der Lokalitäten postuliert.
Auch der „Kiosk“ selbst entstammt ursprünglich dem islamischen Kulturraum (Etymologie über französisch kiosque, von osmanisch Köšk „Gartenpavillon“, aus dem Persischen Kūšk) und wurde von Nabila Attar als perfekter Ort für eine ihrer Brunneninstallationen gefunden.
Die Künstlerin ist zur Vernissage und Finnissage sowie in der Aufbauphase (27.10. bis 06.11.2020) der Installation anwesend.
Über die Künstlerin
Nabila Malalai Attar (*1986, Hamburg) hat von 2011 bis 2015 Bildende Kunst an der Gray’s School of Art (Robert Gordon University), Aberdeen (UK) und der Academy of Fine Arts, Prag (CZ) studiert. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Hamburg, Glasgow, Edinburgh, Prag und Mariupol ausgestellt. Im Jahr 2019 war sie Artist in Residence in Mariupol/Bakhmut (Ukraine), im Jahr zuvor Artist in Residence bei der Gesellschaft für Sozialgestaltung, Marthashofen. Nabila Attar lebt und arbeitet in Hamburg.
Über das Projektstipendium
Das Projektstipendium des hr.fleischer e.V. wurde in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben und ist mit 1.000 Euro dotiert. Dabei wird für den ehemaligen Zeitungskiosk an einem zentralen Knotenpunkt der Stadt Halle (Saale) ein Kunstprojekt realisiert, das auf diesen Ort zugeschnitten ist. Aus über 50 Bewerbungen wurden von der Jury Nabila Attar ausgewählt. Die fünfköpfige Jury bestand aus den Vereinsmitgliedern Prof. Nike Bätzner (Professorin für Kunstgeschichte, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Kuratorin), Elisabeth Rändel (Kunstvermittlerin, Radiomacherin), Tim Rosenbaum (Lehrer, DJ) und Ralf Wendt (Künstler) sowie Claire Laude (Projektstipendiatin „Mach den Kiosk“ 2018).
Hier geht es zum Interview mit Nabila Attar auf Radio Corax:
Foto: René Langner
Das Stipendium wird aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen des hr.fleischer e.V. finanziert.
Die Ausstellung im Kiosk am Reileck wird gefördert durch Lotto-Toto Sachsen-Anhalt sowie die Saalesparkasse.