Vernissage: 8. Oktober, 19 Uhr | Finissage: 1. November, 19 Uhr
Was hält uns und was hält uns auf? Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Welche Sehnsüchte bleiben unerfüllt und wie wahrt man dabei seine Würde? Wie können wir unser Leben selbst bestimmen? Brauchen wir Zwänge? Diesen Fragen geht die Performance- und Multimediakünstlerin Hanna Schaich im Kiosk am Reileck nach und öffnet den Kunstraum für das Stille, das Laute, das Extreme, das Verwundbare und das scheinbar Unscheinbare.
Unsere Gesellschaft lebt sich auseinander, fokussiert sich zunehmend auf die Argumentation von Unterschieden. Wir bleiben unter uns, vermeiden Konflikte, wollen und können gar nicht mehr wissen, wer wir sind, was wir wollen, wohin wir sollen. Wir verlieren uns, die Sprache, die Gemeinschaft, die Intimität. Aus Angst vor Nähe wird Distanz, aus Schutz Isolation.
Hanna Schaich schafft einen Ort des Zusammenkommens. Der Kiosk: ein Salon – ein Versuch, Menschen unterschiedlicher Art zusammenzubringen und für Anderes zu öffnen. Es läuft ein Mitsing-Video über Selbstbestimmung für alle Queers und ihre Verbündeten. Das Video „GAY*WATCH BERLIN“ stärkt den subkulturellen Kontext und überwindet ein Gefühl der Ohnmacht durch Leichtigkeit. Der Text zelebriert Zusammengehörigkeit, sexuelle Befreiung, Andersartigkeit – ein Manifest der Hoffnung und Stärke in schweren Zeiten und allen sagend: „Fürchte dich nicht!“ Die durch Corona hervorgerufenen Schließungen von Bars und Clubs, Sexclubs und Bordellen stellt diejenigen vor existenzielle Herausforderungen, die ohnehin zu kämpfen hatten, monetär wie seelisch, und macht die Auseinandersetzung mit dem Schutz von Minderheiten wichtiger denn je.
Im Laufe der Ausstellung bietet die Künstlerin 30-minütige Gespräche an, um in Dialog zu treten und so einen Ort für echte Bedürfnisse, echte Menschen zu schaffen, in dem falsche Nachrichten und unsinnige Normen keinen Raum haben. Wie die Gespräche im Einzelfall verlaufen, wird der Intimität überlassen.
Termine, an denen Gespräche stattfinden:
09. Oktober, 12-17 Uhr
01. November, 13-18 Uhr
Anmeldung für die Gespräche über https://calendly.com/intimicay/intimacy?month=2021-10&date=2021-10-09
Kiosk-Öffnungszeiten (jeweils Freitag und Samstag):
15. + 16. Oktober 18-20 Uhr
22. + 23. Oktober 18-20 Uhr
29. + 30. Oktober 18-20 Uhr
Über die Künstlerin:
Hanna Schaich (*1986) ist eine queer-feministische Performance- und Multimediakünstlerin. Sie studierte Bildhauerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und Performance und interaktive Medienkunst am Brooklyn College, NYC. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit der niemals endenden individuellen Suche nach Identität, Mensch, Körper, Persönlichkeit…, mit der Einsamkeit der Existenz und den Versuchen, mit anderen Menschen in Kontakt und Dialog zu treten. Ein Fokus ist das Finden von Berührungspunkten und Gemeinsamkeiten; dem Anerkennen und Sehen des Potentials in der „Andersartigkeit“.
„Der künstlerischen Arbeit von Hanna Schaich liegt eine kompromisslose, berührende Offenheit zugrunde. Im Zentrum ihrer Videos, Fotografien und Performances steht die Auseinandersetzung mit ihrem innersten Ich und der Versuch, von hier aus Brücken zur Außenwelt zu schlagen, in einen Dialog mit anderen zu treten.“ (Claudia Voit, Kuratorin)
Das Projekt wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt.
Hier geht es zum Interview auf Radio Corax: